Im Jahr 1650 wurde mit dem Bau des Poltawaer
Kreuzaufrichtungsklosters begonnen. Die Initiative für die
Klostergründung ging auf den Kosakenoberst
Martin Puschkar aus Poltawa und den Mönch Kalistrat vom Kloster Lubni zurück.
Der Kiewer Metropolit Sylvester Kosow gab die Erlaubnis und segnete
auch die ursprünglich aus Holz gebauten Gebäude.
Außer Martin Puschkar haben die
Gründung des Klosters auch andere führende
Persönlichkeiten des ukrainischen Kosakentums wie z. B. der
Kommandant des Kosakenregiments Iwan Iskra und andere
Einwohner von Poltawa, unter ihnen Iwan Kramar, unterstützt
und durch großzügige Spenden gefördert.
Die Stadt Poltawa wurde mehrmals von den
Tataren heimgesucht. Auf Raubzügen durch ukrainisches
Land haben sie Städte niedergebrannt und Kinder sowie Frauen in
die Sklaverei verschleppt. In der letzten Periode dieser
Raubzüge um 1695 wurde auch das Kreuzaufrichtungskloster
geplündert und gebrandschatzt.
Vor der entscheidenden Schlacht des
Großen Nordischen Krieges (1709-1721) wurde auf dem
Klostergelände die Hauptabteilung der schwedischen Armee
stationiert. Der schwedische König Karl XII. gab Befehl,
den Führungsstab seiner Armee in den
Mönchszellen unterzubringen.
Zum Kloster gehörten viele
Dörfer, darunter Rossoschenzy, Bulanowo, Semenowka, Storoshewoje und Olschanka.
Den Wiederaufbau des Klosters Anfang
des 18 Jh. hat Oberst Wassilij Kotschubej, Sohn des 1708 hingerichteten
Obersten Richters der Ukraine Wassilij Leontjewitsch Kotschubej, angeordnet.
Es wurde beschlossen, das neue Kloster aus Stein zu bauen.
Die Hauptkathedrale des Klosters wurde am 11. Februar 1756 eingeweiht.
Es gab zwei Altäre: den Hauptaltar zu Ehren der
Aufrichtung des Gotteskreuzes und den Seitenaltar zu Ehren Mariä
Verkündigung. Besonders schön war die von einem der berühmtesten
Holzschnitzer, Sussoj-Schalmatow, geschnitzte Ikonostase, die bis in die Kuppel
des Kirchenschiffs reichte.
Auf dem Territorium des Klosters entstand neben der
Kathedrale ein weiteres Gotteshaus: 1750 wurde
die Dreifaltigkeitskirche gebaut. Diese wurde dann aber 1887 abgerissen und an ihrer
Stelle die Simeon-Bogopriimez-Kirche erstellt.
Diesen Bau finanzierte der Irkutsker Kaufmann Innokentij Kotelnikow zum Andenken an
seinen Sohn, der in Poltawa gestorben war und im
Kloster begraben wurde. An der westlichen Seite der Simeon-Bogopriimez-Kirche entstand
eine Bäckerei, die das Kloster mit Brot versorgte.
Im Jahre 1775 ließ die Zarin Katharina II. alle
Erzbischöfe des Kirchenbezirks Poltawa im
Kreuzaufrichtungskloster wohnen. Der berühmteste unter ihnen war der Erzbischof
Amwrosij (Antonij Serebrennikow). Seine
Werke zu Fragen des Christentums und seine Predigten und Reden wurden in
verschiedenen kirchlichen Zeitschriften veröffentlicht.
Auch Erzbischof Amwrosij fand seine Ruhestätte im Kloster. In neuester Zeit wurde
bei den Renovierungsarbeiten festgestellt,
dass seine sterblichen überreste völlig erhalten geblieben sind.
Der Glockenturm des Kreuzaufrichtungsklosters
der 45 Meter hoch ist, ließ Erzbischof Nikofor Feotoki im Jahre
1786 errichten. Sein majestätischer Anblick erinnert an den Glockenturm
des Kiewer-Petschorskij- Klosters. Die größte Glocke
wurde 1797 gegossen. Sie wog fast 7 Tonnen. Im Mittelgeschoss des
Glockenturms wurde auf dem Altar eine Ikone der Gottesmutter aufgestellt.
Man glaubt, dass die Ikone, die im Jahre 1821 von Daniil Moskowtschenko
geschaffen wurde, heilende Kräfte besitze. Viele Einwohner und
Gäste der Stadt kamen, um von dieser Ikone Heilung zu erbitten. Die
Steinmauer um das Kloster wurde in der Zeit von 1881 bis 1887 gebaut.
An der südlichen Seite des Klosters befand sich ein kleines ebenerdiges
Haus mit 8 Mönchszellen. Ein Teil des Hauses wurde als
Krankenhaus genutzt. Dieses Häuschen wurde ebenfalls vom Irkutsker
Kaufmann Innokentij Kotelnikow errichtet. Auch einige andere Gebäude
des Klosters wurden mit privaten Spenden gebaut.
Da das Kreuzaufrichtungskloster beauftragt wurde,
das Massengrab der russischen Soldaten der Schlacht von Poltawa
und auch die Sampsonij-Kirche zu betreuen, haben hochgestellte Persönlichkeiten
des Klosters auf ihren Gewändern ein Bild vom
Heiligen Georgij dem Siegreichen getragen.
Man sagt, dass die im Kloster befindlichen Gräber von
Erzbischof Amwrosij Serebrennikow und Bischof Afanasij
Wolchowsky heilende Kräfte besitzen. Allen, die mit reinem Herzen glauben und die an
den Grabstätten um Heilung bitten,
wurden diese zuteil.
Von 1918 bis 1921 ging die Macht in der Stadt mehr als
zehn Mal wechselnd in andere Hände über. Während
dieser Zeit wurde das Kloster mehrmals geplündert. Das Gold und das Silber
aus den Kirchen wurde in den ersten Jahren der Sowjetmacht
(1917 bis 1919) durch staatlichen Ukas einfach beschlagnahmt. In der gleichen Zeit
wurde auch der berühmte Eichenwald des Klosters abgeholzt.
Nach der Machtübernahme der Bolschewiki wurde das Kloster 1923 geschlossen.
An seiner Stelle wurde hier der Eisenbahnerclub und das
Gebietsarchiv untergebracht. Von 1933 bis Ende der 30er Jahre diente das Kloster als
Waisenhaus und Obdachlosenheim. Alle Klosterräume wurden
später der Pädagogischen Hochschule zur Verfügung gestellt. Das
Kloster wurde also zum Wohnheim für Studenten, zur Mensa und
zu Wohnungen für Lehrer umfunktioniert. Während der Zeit der deutschen
Okkupation von 1942 bis 1943 wurde den Nonnen genehmigt, ein
Frauenkloster zu betreiben. Nach dem Krieg wurde der schrittweise Wiederaufbau des
Klosters durch die russisch-orthodoxe Kirche und durch
Privatspenden finanziert.
Auf Beschluss der Verwaltung des Poltawaer Gebiets wurde im November 1958 das
Kreuzaufrichtungskloster in seiner Eigenschaft als Kloster wiederum geschlossen und erneut dem
Poltawaer Staatlichen Pädagogischen Institut übergeben.
Die Nonnen wurden am 8. Juli 1960 in das Lebediner-Nikolajewer-Kloster
(Gebiet Tscherkassy) umgesiedelt. Dorthin kam auch das gesamte Klostervermögen.
Einige der Nonnen kamen in ein Altersheim oder sind
in ihre Familien zurückgekehrt. Auf Beschluss der örtlichen Machtorgane
wurden von allen Klostergebäuden die Kreuze entfernt.
In den 80er Jahren wurde der Friedhof des Klosters, auf dem
sowohl viele bedeutende als auch unbekannte Bürger
der Stadt Poltawa begraben sind, so zerstört, dass er seiner Funktion nicht wieder
zugänglich gemacht werden konnte.
1990 wurde beschlossen, das Poltawaer Frauenkloster wieder
mit Leben zu erfüllen. Am 19. Dezember 1991 öffneten
sich die Pforten. Im Kloster wohnen zur Zeit 25 Nonnen, die täglich alle ihre
Kräfte einsetzen, um dieses einmalige Denkmal kirchlicher
Architektur und Tradition zu pflegen und zu erhalten.
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