Iwan Stepanovitsch Mazepa
(Mazepa-Koledinskij 1639-1709)
war vom 1687-1709 Hetman der Ukraine. Er stammte
vom ukrainischen Adel aus der
Stadt Bjelaja Zerkow ab. Sein Vater gehörte
dem Adel an, er herrschte über
das Dorf Mazepintzy. Seine Mutter Maria
gehörte dem adligen Geschlecht der
Makiewskijs an. Iwan Mazepa studierte in der
Kijewo-Mogiljanischer Akademie,
diente dann auf dem Hof des polnischen
Königs Jan-Kasimir.
Er sprach perfekt Latein, konnte gut Polnisch,
Deutsch und Italienisch.
Seine Zeitgenossen erinnern sich, dass
Mazepa die Menschen in seiner
Umgebung nicht nur durch seine hohe
Bildung, sondern auch durch die
Kunst, freundschaftliche Beziehungen
herzustellen und Vertrauen zu
wecken, angezogen hat. Nach seiner
Rückkehr aus Polen tritt er
den Dienst in der Kosakenarmee an,
die vom Hetman Iwan Samojlowitsch
befehligt wurde. Mazepa wurde zum
General-Jessaul ernannt und erledigte
zudem auch wichtige diplomatische
Aufgaben. Die misslungene
Krim-Kampanie im Jahr 1687 wurde
Hetman Iwan Samojlowitsch
persönlich angelastet. Er wurde
seines Amtes enthoben und
nach Sibirien verbannt. Der
Fürsprache des Favoriten der
damaligen
Zarentochter Sofia,
des
Bojaren Wasilij Golitzin,
hat es Mazepa zu verdanken, dass er am 25. Juni 1687 zum Hetman
gewählt wurde.
Während seiner
ganzen 21jährigen Herrschaft
führte Mazepa die, für die
Hetmans der Linksufrigen Ukraine
traditionelle, Politik der Festigung der
Stellung des Kosaken-Ältestenrates.
Dank der großzügigen
Geschenke vom Peter I. - er schenkte ihm
um die 20 000 Landgüter - wurde
Mazepa zu einem der reichsten
Feudalen Europas. Als eifriger Verfechter
des christlich-orthodoxen
Glaubens lies er viele Kirchen im Stil
des ukrainischen Barock bauen.
Während der Herrschaft von Mazepa
hat sich die Kijewo-Mogiljanischer
Akademie baulich vergrößert
und die Zahl der Studenten auf
2000 erhöht.
Mazepa unterstützte aktiv
die Feldzüge von Peter I.
gegen die Türken und Tataren. So wurde
1696 Asowo, die strategisch wichtige
Festung der Türken am Asowschen Meer,
von Zar Peter I. erobert. Der alternde
Hetman wurde zum ständigen Berater des
jungen Imperators in polnischen
Fragen: mit der Zeit entwickelte sich zwischen
ihnen eine innige Freundschaft.
Anfang des XVIII. Jahrhunderts
zeichneten sich die ersten
Spannungen zwischen Zar und Hetman ab.
1700 begann der Große
Nordische Krieg. Als Hauptgegner in einem
unerbittlichen Kampf stritten der
russische Zar Peter I. und der 18-jährige
schwedische König Karl XII.
um die Beherrschung der Ostseeküste.
Nach einigen katastrophalen
Niederlagen am Anfang des Krieges fällt
Peter I. die Entscheidung,
seine Armee zu modernisieren - sowohl
ihre Führung als auch ihre
Ausrüstung. Die neue Staatspolitik
des russischen Zaren bedrohte
jedoch die durch den Perejaslawer Vertrag
besiegelte, traditionelle Autonomie der Ukraine.
Während des Krieges erhob der Zar
bisher unerhörte Forderungen
an die Ukrainer. Anstatt das eigene Land
vor den unmittelbaren Feinden - den
Türken, Tataren und Polen - zu
verteidigen, zwang man die Ukrainer
gegen die schwedischen Streitkräfte
fern von zu Hause zu kämpfen.
In diesen Feldzügen wurde die bittere
Erkenntnis deutlich, dass die
Kosaken den regulären europäischen
Armeen kein ebenbürtiger
Gegner sind. Ihre Regimenter mussten Verluste
bis zu 70% der Truppenstärke
hinnehmen. Um die Operationsfähigkeit
seiner Streitkräfte zu stärken,
übergab Peter I. das Kommando
über die Kosakenregimenter in die
Hände russischer und deutscher
Feldherren. Dies nahm den Kosaken die
letzte Kampfmoral. Die ausländischen
Offiziere verachteten offen die
Kosakeneinheiten, die sie oft als
Kanonenfutter eingesetzt haben.
Diese allgemeine Unzufriedenheit der Kosaken über die
Zarenpolitik veranlasste Mazepa, sich einen neuen Verbündeten zu suchen.
Als
Stanislav Leschtschinskij,
der polnische Verbündete des Karl XII., der
Ukraine mit einem Überfall gedroht hat, wandte sich der Hetman an Peter I.
und bat ihn um Hilfe. Da
Peter I.
aber zur gleichen Zeit die Offensive der Schweden
befürchtete, verweigerte er Mazepa seine militärische Hilfe. Dies hielt der
ukrainische Hetman für einen Vertragsbruch, denn zu den Grundlagen des
Perejaslawer Vertrags aus dem Jahr 1654 gehörte die Pflicht des Zaren, die
Ukraine vor den Polen zu schützen. Mazepa sah sich nicht mehr verpflichtet,
dem Zaren die Treue zu halten. So ist er am 28. Oktober 1708, als
Karl XII.
auf seinem Feldzug gegen Moskau plötzlich Richtung Ukraine abdreht, auf die
schwedische Seite übergewechselt, in der Hoffnung, die Plünderung
seines Landes zu verhindern. Zusammen mit ihm wechselten 3000 Kosaken
und ein Teil des Kosaken-Ältestenrates die Seiten. Die Bedingungen dieses
Anschlusses an die Schweden wurden in einem Vertrag zum Frühlingsanfang
1709 besiegelt. Für die militärische Hilfeleistung und zur
Verfügungsstellung der Lebensmittel versprach Karl XII., die Ukraine
zu beschützen und eine Vertragsunterzeichnung mit dem russischen
Zaren so lange hinauszuzögern, bis die Rechte der Ukraine wiederherstellt
sind und diese völlig unabhängig von Moskau ist.
Einige Tage nach Mazepas Seitenwechsel wurde die Hetmans-Hauptstadt
Baturin von Einheiten der russischen Armee unter dem Kommando Alexander
Menschikows völlig zerstört, 6000 Einwohner, einschließlich
Greise und Kinder, wurden getötet. Die Nachricht über die Abschlachtung
der Kosaken in Baturin und die Verhaftungen und Hinrichtungen beim kleinsten
Verdacht der Sympathie zu Mazepa, ließen viele potenziellen Anhänger
des Hetmans ihre Pläne ändern. Zu diesem Zeitpunkt befahl Peter I.
den Kosakenältesten, die sich Mazepa nicht angeschlossen hatten, einen
neuen Hetman zu wählen. Am 11. November 1708 wurde Iwan Skoropadskij
gewählt. Die Gräueltaten in Baturino und die Grausamkeit der russischen
Streitkräfte lösten Angst unter der ukrainischen Bevölkerung aus.
Die protestantischen Schweden hatten ohnehin kein großes Vertrauen genossen.
Deswegen hat der Großteil der Bevölkerung Hetman Mazepa nicht
unterstützt. Nur eine einzige bedeutende Bevölkerungsgruppe stellte
sich auf Hetman Mazepas Seite - die Saporozher. Diese Entscheidung haben sie
jedoch teuer bezahlt. Im Mai 1709 zerstörte die russische Armee die Zaporozher
Ssetsch. Ein Erlas des Zaren aus dieser Zeit befahl jeden aufgegriffenen Zaporozher
auf der Stelle hinzurichten.
Am 27. Juni 1709 fand die Schlacht von Poltawa statt - die entscheidende
kriegerische Auseinandersetzung des Großen Nordischen Krieges. Der Sieg in dieser
Schlacht öffnete Russland den Zugang zur Ostsee und ließ es zum
mächtigsten europäischen Statt werden.
Iwan Mazepa und der König Karl XII. retteten sich vor der
Verfolgung durch die russische Kavallerie nach Moldawien, die damals zum
Osmanischen Reich gehörte, und bekamen dort Asyl. Der türkische
Sultan verweigerte Mazepas Auslieferung an den Zarenbotschafter Tolstoj.
Mazepa war mit seinen Kräften ohnehin am Ende,
er starb am 21. September 1709.
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